Die Linse – eine runde Sache
Die Linse (Lens culinaris) gehört wie die Erbse oder die Lupine zu den Hülsenfrüchten und ist wie ihre runden Schwestern ein wahres Energie-Bündel: Sie ist nicht nur reich an Eiweißen und Kohlenhydraten, sondern liefert auch viele Mineralstoffe und Vitamine. Das macht sie für die menschliche Ernährung besonders wertvoll – insbesondere, wenn diese hauptsächlich pflanzenbasiert ist.
Kleine Linse, große Wirkung
Doch die Linse ist nicht nur als Nahrungsmittel ein echtes Kraft-Paket: Sie ist im Anbau sehr genügsam und kommt gut auf mageren Böden und mit Trockenheit zurecht – kurz: Sie ist perfekt für unsere Brandenburger Böden und das hiesige Klima geeignet. Doch damit nicht genug! Die Linse gehört zu den Leguminosen, welche zusammen mit den an ihren Wurzeln angesiedelten Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft binden und der Pflanze verfügbar machen kann. Das heißt, die Linse hat keinen weiteren Stickstoff-Dünge-Bedarf. Darüber hinaus macht die Linse als Gründüngung auf dem Acker genutzt, diesen Stickstoff für darauffolgende Kulturen nutzbar: Ihre Pflanzenreste werden in den Boden eingearbeitet und bereichern diesen mit 35 bis 115 kg Stickstoff pro Hektar. Gleichzeitig verbessert sie durch ihr gutes Wurzelwerk die Bodenstruktur. Zusammengefasst: Die Linse ist ressourcen- und klimaschonend, perfekt für unsere Brandenburger Klimaverhältnisse geeignet und gut für unsere Böden – eine runde Sache!
Gemeinsam stark
Im Anbau bringt die Linse jedoch ein paar Herausforderungen mit sich, denn sie ist nicht gern allein… Damit sie ordentlich wachsen kann, braucht sie eine sogenannte Stützfrucht, an der sie empor ranken kann. Am häufigsten werden hier Hafer, Gerste oder Lein(dotter) genutzt. Das bringt zwar auf der einen Seite mehr Vielfalt auf den Acker, auf der anderen Seite erschwert der Anbau in Mischkultur jedoch die Reinigung der Ernte. Zudem ist die Linse empfindlich bei zu hohem Beikrautdruck und wird daher in der Fruchtfolge oft nach Hackfrüchten wie z.B. Kartoffeln oder Rüben angebaut, in denen das Beikraut gut reguliert werden kann.
KulturGut
8.000 Jahre Kulturgeschichte hat die Linse mittlerweile unter ihrer Schale: Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen und stammt ursprünglich aus dem Nahen und Mittleren Osten. Um ca. 4.000 v. Chr. gelangte sie über den Mittelmeerraum nach Zentraleuropa. In Deutschland wurde sie lange Zeit hauptsächlich zur Selbstversorgung angebaut und taucht daher in vielen traditionellen Rezepten wie z.B. Schwäbische Linsen mit Spätzlen auf. Aufgrund ihrer anspruchsvollen Kulturführung hat sie den Absprung in den professionellen Ackerbau bei uns leider etwas verpasst und so stammen die meisten von uns konsumierten Linsen heute zu mehr als 95 Prozent aus kanadischer oder indischer Landwirtschaft. Die Schwäbische Alb und Niederbayern sind zwei der wenigen Standorte, an denen heute noch heimische Linsen angebaut werden. Dabei hat die Linse gerade in Zeiten des Klimawandels großes Potential.
Gemeinsam mit unseren Projektpartnern wollen wir der kleinen, aber feinen Frucht in Brandenburg eine neue Perspektive geben und regionale Bio-Linsen für Endverbraucher:innen und Großkund:innen produzieren – für mehr Vielfalt auf Acker und Teller.